Zaton Dolna (Nieder Saathen) - Tal der Liebe


Unmittelbar am Grenzübergang Schwedt liegt auf polnischer Seite ein romantischer Landschaftspark mit einer legenden- behafteten Geschichte. Die Entstehungsgeschichte des Parks reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Aus Schwedter Presseberichten geht hervor, dass Anna von Humbert ihrem Mann, den 1848 geadelt Landrat von Königsberg, Carl Philipp von Humbert, nach einer längeren Dienstreise eine freudige Überraschung bereiten wollte und die ihnen  gehörenden Niedersaatener Oderhänge  in einen Park umwandeln ließ. Mit einem Transparent mit der Aufschrift „Willkommen im Tal, das die Liebe schuf“ soll sie ihn und seine Gäste begrüßt haben. Einer der Gäste veröffentlichte darüber in einer Schwedter Zeitung. Er gebrauchte dabei die Umschreibung „Tal der Liebe“.  Entgegen dem Willen der Eigentümer, die ihn über lange Jahre hinweg "Nieder Saathener Anhöhen“ nannten, verselbstständigte sich dieser Begriff und wurde zum Eigennamen.
Adamsfigur auf einer Insel im Goldfischteich. Foto S. de Taillez Es ist nicht bekannt, wie fortgeschritten die Arbeiten im Jahre 1850 waren. Aus Informationen über das Aufhängen des Transparentes geht hervor, dass der Parkeingang in der Nähe einer unter Schutz stehenden Buche war,  nicht weit von der Weingartenallee, über die man unmittelbar vom Gutshaus in Hohen Kränig durch den Park zur Oder gehen oder fahren konnte. Dieser Ort ist unweit des heutigen Parkplatzes an der Oder.




Adamsfigur auf einer Insel im Goldfischteich. Foto S. de Taillez
Das bewirtschaftete Gebiet des Parkes nahm in der ersten Phase wohl nur die oberen Partien der Hügel ein. Davon zeugt die Tatsache, dass bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts der südliche Teil der Höhen, der unmittelbar am Fluss lag, den Fischern aus Nieder Saathen gehörte, während der nördliche Teil seit 1851 ein Braunkohleabbaugebiet war.
Das Verdienst Annas war nicht nur die Grundidee zum Park, sondern auch die Entdeckung der fantastischen Aussichtspunkte, von denen diese Gegend in ihrer ganzen Schönheit zu bewundern war. Anna machte es möglich, diese Punkte bequem zu erreichen, indem man einfach spazieren ging.

Von der Bastei aus bietet sich ein herrlicher lick über das Odertal bei Zützen. Foto E.-M. Müller
Vom Aussichtspunkt Bastei schweift der Blick üer das Odertal bei Zützen. Foto E.-M. Müller
Die neuerbaute Teufelsbrücke. Foto E.-M. Müller
Die neuerbaute Brücke führt über eine Querrinne.  Foto E.-M. Müller
Anna von Humberts Arbeit führten ihr Mann Carl Philipp, ihr Sohn Henry und Enkel René fort.
Einen wesentlicher Beitrag zur Verschönerung des Parkes war das Anlegen neuer Wege und das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern.
Kurz nach 1850 erwarb die Familie von Humbert Häuser der Fischer aus Nieder Saathen und erweiterte damit ihren Besitz um die Gebiete, die direkt am Fluss lagen. Hier erbauten sie 1852 das im Schweizer Stil gehaltene Schweizerhaus und wenig später die im gleichen Stil errichtete  Försterei. Da beide Häuser aus Holz gefertigt waren, ist heute keines mehr erhalten.

Der Sohn von Anna und Carl Philipp, Henry von Humbert, war daran interessiert, die Gebiete zurückzukaufen, die als Kohle-Abbaugebiet dienten. 1873 erwarb er eines von ihnen und schloss den Betrieb. Zur gleichen Zeit wurden die anderen Gruben wegen Unrentabilität aufgegeben und hinterließen ein Gelände voller Erdlöcher, Verwerfungen und entwurzelten Bäumen. Das Gelände wurde der Natur überlassen, welche die Spuren des Bergbaus verwischte. Die Gebäude wurden abgerissen bis auf das frühere Steigerhaus, das an jemanden verpachtet wurde, der es gerne in ein Restaurant umbauen wollte. Das geschah in den 80ger Jahren. Nach Eröffnung des Restaurants unter dem Namen Waldkater wurde dieser unberührte Teil mit den Alleen der Umgebung und mit dem bewirtschafteten Parkgebiet verbunden.
Eine Schiffsanbindung von Schwedt zum Waldkater förderte den Tourismus rasant.

Das 100jährige Jubiläum zur Übernahme Hohen Kränigs durch die von Humbert wurde zum Anlass genommen, neue Arbeiten am Park voranzutreiben. René von Humbert begann, auf dem Lusthausberg zum Gedenken an seine Großeltern Findlinge aufzustellen. Bald darauf folgten weitere Steine. Die größte Ansammlung von Steinen entstand nach 1930 auf einer Anhöhe, die von den Feldern aus Richtung Hohen Kränig leicht zugänglich war. Dort wurde auf dem höchsten Punkt eine Komposition aus Felsblöcken aufgestellt, die eine Art von Tisch formten. In der Nähe des "Tisches" wurden bis 1939 in zwei nicht geschlossenen Kreisen 16  Steine mit Namen weltbekannter Persönlichkeiten aufgestellt. Man nannte den Ort „Berg des Gedenkens“. Die Auswahl der Geehrten ist heute teilweise umstritten und seiner Zeit geschuldet.

Der Lusthauserg mit den Gedenksteinen von Philipp und Anna von Humbert. Foto E.-M. Müller
Der Lusthausberg mit den Gedenksteinen von Philipp und Anna von Humbert. Foto E.-M. Müller
Carl Philipp von Humbert zum Gedenken.Foto E.-M. Müller
Carl Philipp von Humbert zum Gedenken. Foto E.-M. Müller
In der Zeit zwischen den Weltkriegen veränderte der Park seinen Charakter sehr stark und wurde zusehends ein öffentlicher Park.
Nach 1945 geriet der Park für viele Jahre in Vergessenheit. Die Alleen wuchsen zu, die Teiche und Bäche trockneten aus, die nicht mehr genutzten Gebäude verfielen.
Trotz alledem blieben deutliche Spuren zurück, mit deren Hilfe man dem Park seine frühere Schönheit zurückgeben konnte.
2004 war es Frau Dr. Božena Prajs vom Büro der Federacja  Zielonych GAJA (Bündnis der Grünen), die eine Bewegung zur Wiederherstellung des Parkes initierte. Mit großem Einsatz und viel Eigeninitiative wurde das Werk begonnen. Über Intereg 2 (Europäische Territoriale Zusammenarbeit) erfolgte 2005 ein Freischneiden der Wege, der Aussichtsplätze und der Steine und über Intereg  4a begann im Juli 2010 eine grundsätzliche Revitalisierung des Parkes. Es soll eine Wiederherstellung der Teichanlagen und des Umfeldes sowie der Ausbau des Wegenetzes und der Neubau von Parkplätzen erfolgen. Das Thomas-Forsthaus wird wieder hergestellt und hier eine deutsch-polnischen Begegnungsstätte eingerichtet. Die Arbeiten sollen bis November 2011 abgeschlossen sein.



Quellen:
Jakub Szumin (Redaktion) Spaziergang durchs Tal der Liebe – ein kurzer Führer zu Natur,
   Geschichte und Revitalisierung des Tals der Liebe. Herausgeber: Federacja Zielonych GAJA.
   Szczecin 2006.
Internetbeiträge zum Tal der Liebe

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert 2011